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Füße in die Höh! — Yoga-Etiquette

Etiquette auf der Matte?

Winters wie sommers gilt das gleiche im Yogaraum: Die Yogastunden beginnen pünktlich, „Yoga wird barfuß praktiziert“, die Shirts sind eng und bedecken knapp, wir atmen tief, schwitzen oft und nehmen uns und die anderen sehr intensiv wahr. Das führt zu ein paar „Umgangsregeln“, an die man nicht unbedingt sofort denkt. Deshalb habe ich eine Art Yoga-Etiquette zusammengestellt.

Pünktlichkeit

Sei pünktlich im Yogaraum. Das bedeutet, dass du ca. 10 min vor Stundenbeginn da sein solltest. Das lässt dir den Raum, Papierkram zu erledigen, deine Sachen zu verstauen, dich umzuziehen, deine Matte herzurichten und dich sitzend schon einmal die ersten paar Etagen runterzufahren. Sollte es doch einmal knapp werden oder du zu spät sein, komm leise herein und setze dich in der Nähe der Tür hin. Schweige, atme oder meditiere mit und dann, wenn die Yogapraxis beginnt, nimm deine Bewegungen ebenfalls wieder auf und richte dich ein.

Ordnung

Räum alles außer deinem Getränk und ggf. dem, was du beim Aufwärmen und fürs Shavasana zum Überziehen dabei hast, in die Kästen im Badezimmer/ dem Umkleideraum. Alle können sich dann besser bewegen, auch ich auf meinem Weg zu dir. Nutze bitte ein Handtuch auf der Matte und dem Bolster. Wenn dir das unpraktisch erscheint, gibt es als Alternative nur die eigene Matte und das eigene Bolster. Aus hygienischen Gründen ist das Handtuch wirklich angenehmer für den nächsten Menschen auf der Matte. Auch dir ist es recht zu wissen, dass dein/e Vorgänger/in ein solches benutzt hat unter den nackigen Füßen und dem schwitzigen Rücken, stimmt’s?

Sauberkeit

Apropos „barfuß yogen“ — das gibt mehr Erdung, man spürt eine bessere Standfestigkeit auf der Matte und man rutscht außerdem nicht so. Keine Socke engt die Zehen ein, und wenn ich sie mal fassen will, bekomme ich sie einzeln und nicht im Fünferpack zu greifen. Ich ziehe also meine Socken aus, bevor ich auf die Matte trete. Wichtig ist ggf. ein Blick auf die Fußsohlen, bevor ich zum Yoga gehe. Denn falls ich, wie im Sommer so üblich, viel barfuß mit oder ohne Schuhe an den Füßen herumlaufe, gibt’s vielleicht Handlungsbedarf vor der Yogaklasse: Füße waschen! Ist nicht schwer, kann man kurz in der Badewanne erledigen, und gibt ein viel besseres Gefühl auf der Yogamatte — und keine schwarz-grünen Fußspuren dort oder an der Wand.

Das gleiche gilt übrigens für die Achselhöhlen. Niemand erwartet frisch geduschte Menschen auf der Matte und im Sommer ist man ohnehin immer latent verschwitzt. Das ist menschlich und in Ordnung. Aber den 8-Stunden-Arbeitstag unter den Achseln mit in den Yogaraum zu nehmen, ist einfach nicht wünschenswert. Wasch ihn dir ab, bevor du kommst. Das wirkt weit mehr als nur auf der Nasen-Ebene!

passende Kleidung

Und dann schlüpfst du in dein Yogashirt. Wenn du eines hast, was nicht nach oben rutscht, wenn du den Kopf runter machst, hast du das perfekte Shirt für Yoga gefunden. Du brauchst dich dann auch damit nicht mehr zu beschäftigen, denn das Shirt sitzt, wo es sitzen soll. Ob es mehr ein Top ist oder es Ärmel hat, ist dein persönlicher Geschmack. Die Hose darfst du gerne mal daraufhin überprüfen, ob sie durchsichtig wird, wenn du den Popo in die Luft streckst. Es ist ja nicht schlimm, außer mir sieht es vermutlich keiner — aber du solltest es zumindest wissen.

Angenehme Gerüche

Falls du rauchst, rauch die letzte Zigarette vielleicht nicht direkt vor dem Yogaraum. Erstens ist das Fenster vielleicht offen und der Rauch zieht hinein. Und zweitens atmest du noch lang Rauch aus, ohne es selbst zu merken. Gerade dann, wenn sich die Atmung vertieft, intensiviert sich die Entgiftung. Das ist für dich als Raucher/in sehr wichtig und fördert deine Gesundheit. Sei dir dessen bewusst, dass es deine Mattennachbarn ebenfalls wahrnehmen werden.

Das bedeutet nicht, dass du dich kurz vor der Yogastunde noch mächtig einparfümieren musst. Neinneinnein, ganz im Gegenteil. Das irritiert genau so. Wir können vieles ausblenden, Gerüche allerdings nur ganz schwerlich. Deshalb sollten wir unsere Umwelt gerade in der Yogastunde damit nicht überfordern.

Schmuck oder nicht?

Auch mit Schmuck tut man sich keinen großen Gefallen. Direkte Verhaltensregeln gibt es nicht, auch verstößt man mit Schmuck gegen keine Etiquette, wirklich nicht. Ich selbst trete fast nie ohne Ohrringe und Armbänder aus dem Haus. Meistens geht das auch beim Yoga. Aber früher oder später nehme ich die Armbänder meist ab, da sie z.B. bei Armbalancen sehr störend sein können.

Umsicht

Und was Armbalancen und sämtliche anderen Asanas betrifft: Nutze deinen „grünen Bereich“ voll aus, aber gehe nicht darüber hinweg. Es darf sehr anstrengend sein für dich, aber es darf nicht weh tun. Großflächige „erhöhte Aufmerksamkeit“ in deinem Körper ist wünschenswert, eng begrenzter, stechender Schmerz ist gar nicht gut. Bitte sei rücksichtsvoll mit dir selbst! So lange du tief atmen kannst und dein Gesicht entspannt ist, fühlt sich dein Körper sicher. Du darfst schwitzen, was das Zeug hält, aber Schmerzen haben sollst du nicht! Auch die gewaltfreie Praxis gehört zur Yoga-Etiquette dazu. Du bist zwar nicht „zu ungelenkig für Yoga“, aber deine Eitelkeit sollte nicht gewinnen, sondern immer die Rücksicht auf deine eigenen Möglichkeiten im Körper und im Geist.

Klarheit

Sag mir bitte, welche Grenzen dein Körper aus medizinischer Sicht hat. Am besten sogar, bevor du mit der Praxis beginnst. Vielleicht hast du Verletzungen, die nicht sichtbar sind, die dir sonst ein Praktizieren schwierig machen. Auch wenn dir mal Berührung unangenehm sein sollte und du in einer Yogastunde auf Adjustment/ Hilfe/ Korrektur verzichten möchtest, nutze die Flipchips. Kleiner Chip, große Wirkung — und ich lasse dich für dich allein praktizieren und korrigiere maximal mit Worten. Manchmal braucht man das. Ich meinerseits brauche nur die Info, wann es dir so lieber ist. Hier ist deine Eigenverantwortung gefragt!

Danke!

Wenn du diese „Yogiquette“ beherzigst, machst du dir viele Prinzipien des Umgangs mit dir und anderen, die auch im Yoga-Sutra beschrieben sind, zu nutze. Shauca — die Reinheit, Ahimsa — die Gewaltlosigkeit, um nur zwei zu nennen. Es geht auch mal anders und manchmal muss es eben knapp und flott und direkt nach der Arbeit sein. Aber wann immer du vorher genug Zeit einplanen kannst, dies zu beherzigen, wirst du eine geistig sehr entspannte Yogapraxis genießen und zufrieden nach Hause gehen. Namasté!

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